(Impatiens glandulifera) Richtiger müsste es Drüsiges Springkraut heißen, wie der botanische Name schon andeutet (Glandula = Drüse, Impatiens = Ungeduld). Weitere Namen sind z.B. Rotes Springkraut, Bauernorchidee, oder Himalaya-Balsamine. Es gehört zu den sogenannten „Neophyten“, das sind Pflanzenarten, die als „Neubürger“ nach 1492 zu uns gelangt sind und sich heimisch eingerichtet haben. Das Indische Springkraut kam vor ca. 150 Jahren als Zierpflanze nach Europa und hat sich zunächst eher langsam verbreitet. In den letzten 10 Jahren haben die Bestände jedoch stark zugenommen. Auch Imker, die es als Bienenweide angepflanzt haben, trugen und tragen zur Verbreitung bei.
Immer wieder werden Neophyten verteufelt, weil sie die einheimischen Arten verdrängen würden. Das Indische Springkraut gehört auch dazu. Sehr viele einheimische Wildkräuter werden jedoch mit Pestiziden „bekämpft“ und geradezu ausgerottet. Sie sind dann als Nahrungspflanzen für Bienen, Hummeln, Insekten und Menschen verloren und wurden nicht durch Neophyten verdrängt. In Süddeutschland soll es sogar Organisationen geben, die mit Schulklassen in den Wald zogen, um das Springkraut niederzutrampeln und so an der Ausbreitung zu hindern. Ob das die richtige Methode ist, jungen Menschen den verantwortungsvollen Umgang mit der Natur näherzubringen?Man bedenke, dass auch die Kartoffel ursprünglich nicht bei uns heimisch war.
Das Indische Springkraut ist einjährig und verbreitet sich nicht durch Wurzelausläufer, sondern durch die Samen. Bei Reife springen die Samenkapseln bei der leichtesten Berührung auf und schleudern die Samen mehrere Meter weit. Auch Stängelknoten, die den Boden berühren, können Wurzeln treiben und sich neu verankern.
Am wohlsten fühlt sich das Indische Springkraut in Ufernähe auf Nährstoff reichen Böden. Es kann in kürzester Zeit eine Höhe von zwei bis drei Metern erreichen und ist damit, laut Wolf-Dieter Storl, die am höchsten wachsende einjährige Krautpflanze Nordeuropas. Die großen, von kaminroten bis blassrosa Blüten erinnern ein wenig an Orchideen. Daher wohl auch der Name „Bauernorchidee“. Sie prodzieren mit 0,47 mg Nektar pro Stunde sehr viel mehr von dem nahrhaften Saft,als die meisten anderen Blütenpflanzen und sind bei Hummeln und Bienen äußerst beliebt. Von Vorteil ist dabei auch, dass es bis in den Herbst hinein blüht, wenn viele andere Pflanzen schon Samenstände tragen. An Blattstiel und Blattgrund befinden sich Saftdrüsen, die einen markanten Duft verströmen und ebenfalls nektarhaltig sind. Der dicke hohle Stängel ist nach oben hin stark verzweigt. Die weichen Blätter sind eilanzettlich und scharf gezähnt. Die Blätter enthalten entzündungshemmende Stoffe und können zu Brei zerstampft auf Insektenstiche oder durch Brennnesseln verursachte Quaddeln aufgetragen werden.
Das frische Kraut ist leicht giftig. Die stark süßlich duftenden Blüten können in kleinen Mengen als essbare Dekoration roh verzehrt werden.Das Leckerste sind jedoch die Samen. Sie schmecken ähnlich wie Walnüsse und können überall dort verwendet werden, wo man Nüsse verwenden würde. Sowohl die noch weißen als auch die ganz ausgereiften dunkelbraunen Samen können einfach roh gegessen werden, oder in Pestos, Aufläufen, über Salat oder Gemüsegerichte gestreut werden. Mit wenig Öl in der Pfanne geröstet kommt das Aroma besonders gut zur Geltung.
Die Ernte ist denkbar einfach. Man stülpt ganz vorsichtig eine Tüte über die Pflanze und schüttelt sie aus. Reste der Samenkapseln kann man mit einem groben Sieb aussieben. Getrocknet und gut verschlossen aufbewahrt, halten sie sich bis zur nächsten Ernte, wenn sie nicht vorher aufgegessen werden. So kann man die Ausbreitung auch in Grenzen halten.
In der Naturheilkunde findet man in der Bachblüten-Therapie das Mittel „Impatiens“. Es ist Bestandteil der mittlerweile sehr bekannten Rescue-Tropfen. Als Einzelmittel kann es bei Ungeduld und innerer Anspannung helfen. Man sollte sich aber den Rat eines Heilpraktikers oder einer Heilpraktikerin einholen oder eine naturheilkundlich orientierte Apotheke aufsuchen und sich dort beraten lassen.
Rezept: Springkraut-Würzsauce
- 1 – 2 handvoll Wildkräuterblätter, z.B. Brennnessel
- 200 ml Olivenöl, wer es lieber neutraler mag, kann auch Sonnenblumenöl nehmen
- 2 Knoblauchzehen
- 2 EL Springkrautsamen
- evtl. etwas Kräutersalz
Knoblauchzehen kleinhacken und mit wenig Öl in der Pfanne andünsten, die Springkrautsamen hinzufügen und kurz mitrösten, aber nicht braun werden lassen. Vom Herd nehmen, das restliche Öl hinzufügen, über die zerkleinerten Wildkräuterblätter geben und durchziehen lassen. Schmeckt sehr lecker über Nudeln oder Risotto.
Verwendete Literatur
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen (Fleischhauer/Guthmann/Spiegelberger)
- Wandernde Pflanzen (Wolf-Dieter Storl)
- www.Wildkrautgarten.de
- www.waldwissen.net