Gewöhnliche Nachtkerze, botanischer Name: Oenothera biennis.
Ab Juni/Juli sieht man sie überall an den Rändern von Autobahnen, Straßen und Wegen. Kurz nach Sonnenuntergang kann man eines der spannensten Naturschauspiele mit bloßem Auge beobachten: die Knospe der Nachtkerze öffnet sich fast schlagartig und innerhalb weniger Minuten breitet sie ihre zarten, hellgelb leuchtenden Blütenblätter aus und verströmt ihren feinen Duft.
Bis in die Morgenstunden leuchten die Blüten in der Dunkelheit. Sie halten ihren tief in der Blüte verborgenen Nektar hauptsächlich für Taubenschwänzchen und Nachtkerzenschwärmer bereit. Spätestens um die Mittagszeit des folgenden Tages sind sie verblüht und schon bereiten sich die nächsten Knospen auf die Dämmerung vor.
Die Blüten sind eine köstliche Dekoration für Salate, Gemüse, Butterbrot, Nudelgerichte, Kräuterquark, Smoothie …
Die Blütenknospen kann man in einer Essig/Öl-Marinade einlegen und mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt wie Anti-Pasti verwenden. Auch die Blätter vor der Blüte und junge Triebspitzen können roh in den Salat gegeben werden.
Die Wurzeln der Blattrosette können im ersten Jahr etwa ab September geerntet werden. Man kann sie roh über den Salat raspeln oder mit Mischgemüse dünsten. Der Geschmack erinnert an Schwarzwurzeln und hat einen etwas rau-stumpfen Beigeschmack der aber verschwindet, wenn man sie vor der Zubereitung in Essigwasser legt.
Ab September des zweiten Jahres kann man die Samen ernten, die sich in den Kapseln der verblühten Blüte befinden. Sie sind der eigentliche Schatz der Pflanze. Sie enthalten reichlich fettes Öl mit bis zu 70 % Linolsäure und 10 – 25 % Gamma-Linolensäure. Diese Fettsäuren sind für den menschlichen Organismus unentbehrlich und im Pflanzenreich nicht oft vertreten. Sie wirken entzündungshemmend und unterstützen das Immunsystem. Schon die Indianer haben sich einen großen Vorrat der Samen für den Winter angelegt und jeweils frisch gemörsert über die Nahrung gestreut.
Neuere Untersuchungen haben ergeben, dass das Nachtkerzenöl bei Neurodermitis in vielen Fällen zu einer Besserung der Symptome beitragen konnte. Dazu aber bitte den Arzt befragen und zu Fertigprodukten aus der Apotheke greifen. (Vorsicht: Epileptiker sollten die Pflanze wegen der enthaltenen Gamma-Linolesäure meiden, da sie im Verdacht steht, Anfälle auslösen zu können.)
Erkennungsmerkmale
Vier fast herzförmige leuchtend gelbe Blütenblätter (= Kronblätter) Die Knospe ist von vier grünen Kelchblättern eingehüllt, die zurückgeschlagen sind, wenn die Blüte aufgegangen ist.
In der Mitte der Blüte erkennt man die vierteilige Narbe, an deren unterem Ende sich der Fruchtknoten befindet, aus dem später die Frucht, also die Samenkörner, entstehen.
Acht fadenförmige Staubblätter, die den pulverfeinen Blütenstaub (Pollen) hervorbringen, umgeben die Narbe.
Der kräftige Blütenstängel wird bis zu 150 cm hoch, ist kantig und fühlt sich rau an. Die Blätter sind wechselständig angeordnet, das bedeutet, dass die Blätter abwechselnd am Blütenstängel angeordnet sind.
Die Wurzel ist fleischig und typisch rot/weiß gefärbt, was ihr den Beinamen „Schinkenwurzel“ eingebracht hat. Sie bringt im ersten Jahr eine flach dem Boden anliegende Blattrosette hervor. Erst im zweiten Jahr entwickelt sich der Blütenstängel (= zweijährige Pflanze).
Verwechslung
Kann mit der Kleinblütigen Nachtkerze verwechselt werden. Deren Blütenblätter sind kürzer als die Staubblätter und auch die Stängelblätter sind viel kleiner. Kulinarisch kann sie ebenso verwendet werden.
Verwendete Literatur
- Alles über Heilpflanzen (Ursel Bühring)
- Essbare Wildpflanzen einfach bestimmen (Fleischhauer u.a.)
Martina Mohöfer
… ist Tine, die Kräuterfrau im NABU Bochum. Die Wilden Kräuter faszinieren sie sowohl wegen ihrer heilenden Wirkung als auch wegen ihrer unendlich vielfältigen Verwendung als kulinarische Köstlichkeit, praktisch am Wegesrand.
In lockerer Reihenfolge werden an dieser Stelle die Geschenke der Natur vorgestellt mit Anwendungstipps und Rezepten zum Ausprobieren.