Immer weniger Wintervögel sind in Gärten und Parks zu sehen – das zeigt das Endergebnis der neunten „Stunde der Wintervögel“. Mit der Teilnehmerzahl bei Deutschlands größter wissenschaftlicher Mitmach-Aktion geht es dagegen weiter nach oben: Fast 138.000 Teilnehmer haben ihre Vogelsichtungen dem NABU und seinem bayerischen Partner Landesbund für Vogelschutz (LBV) gemeldet. „Das ist ein neuer Rekord und zeigt, wie groß das Interesse an der heimischen Natur ist. Darüber freuen wir uns sehr“, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. „Gut für unsere Vögel wäre es auch, wenn immer mehr Menschen ihre Gärten als Mini-Naturschutzgebiete sehen und sie vogelfreundlich gestalten.“
Weniger erfreulich ist das Ergebnis der Vogelzählung. Die Gesamtzahl der pro Garten gemeldeten Vögel liegt mit nur 37,1 unter dem langjährigen Mittel. „Sie ist die zweitniedrigste Zahl nach dem Rekordminus von 34,4 im Jahr 2017. 2011 wurden noch fast 46 Vögel pro Garten gemeldet“, so Miller. „Der Grund für diesen deutlich negativen Trend liegt vor allem in den milden Wintern der vergangenen Jahre, die auf einige harte Winter in den Anfangsjahren der Zählaktion folgten. Damit kommen weniger Vögel in die Gärten, weil sie in schneefreien Wäldern noch genug zu fressen finden. Ob auch ein tatsächlicher Rückgang an Vögeln die Ursache sein könnte, muss in Zukunft aufmerksam verfolgt werden.“ Zudem sind offenbar weniger Vögel aus dem Norden und Osten Europas nach Deutschland gekommen, da der Winter in ganz Europa eher mild war. „Aus diesen Gründen wurden besonders von den klassischen Futterhausbesuchern wie Kohlmeisen, Blaumeisen, Sumpf- und Tannenmeisen deutlich weniger Exemplare gezählt“, so NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann. „Der Trend geht eindeutig zu milderen Wintern mit weniger Meisen in den Gärten.“ Auch die Zahlen anderer Waldvögel wie Kleiber, Eichelhäher, Buntspecht und Gimpel liegen niedriger als im langjährigen Mittel.
Große Sorgen macht den NABU-Vogelschutzexperten die Amsel. Sie fuhr mit nur 2,67 Vögeln pro Garten bei der Stunde der Wintervögel 2019 ihr bisher schlechtestes Ergebnis ein. „Der sehr trockene Juli 2018 war schlecht für das Überleben der Jungvögel, da die Amseln kaum Regenwürmer finden konnten“, so Lachmann. „Doch der Hauptgrund dürfte die im Sommer 2018 grassierende Usutu-Epidemie sein.“ Das zeigt sich besonders an den Meldungen aus Hamburg, wo im Sommer bundesweit auch die meisten toten Amseln gemeldet worden waren. Dort gab es mit nur noch 2,01 Amseln pro Garten einen Verlust von 42 Prozent. Ein extremer Rückgang – noch in keinem Jahr waren zuvor weniger als 3,4 Amseln pro Garten gesehen worden.
Bei den Top fünf der Wintervögel liegt auch 2019 der Haussperling an erster Stelle, danach folgen Kohlmeise, Feldsperling, Blaumeise und Amsel.
Auf der interaktiven Karte können Sie zu allen Arten und Orten die Werte ablesen und erfahren, welche Vögel häufiger beobachtet wurden und welche seltener zu sehen waren. Im Tabellenreiter neben der Karte finden Sie zusätzlich alle Details zu den Vogeldaten.