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Mauersegler gefunden – was tun?

Fietje, Alfred, Adem, Böser Henri und Event-Segler heißen die fünf großen Pflege“kinder“, die NABU-Mitglied Christa Becker derzeit neben zwei Mini-Seglern im heimischen Bochumer Gästebad aufzieht, bis sie flugfähig in die Freiheit entlassen werden.

Seit 30 Jahren kümmert sich Christa Becker mit Leidenschaft und großem Zeitaufwand von Ende Mai bis September um aus dem Nest gefallene Mauserseglerküken, die zu ihr gebracht werden. 8 Mal am Tag werden die Kleinen mit Heimchen gefüttert und erhalten Mineralien, Vitamine und ggf. Medikamente übers Trinkwasser. Nur schwer verletzte Tiere übergibt sie zur Behandlung direkt an die Taubenklinik in Essen.

Wir haben Christa Becker in ihrer Bochumer Station besucht und zur Problematik des falschen Umgangs in der Erstversorgung aufgefundener Mauersegler befragt.

Was muss man beachten, wenn man einen Mauersegler auf dem Boden findet?

  • Jeder Mauersegler, der auf dem Boden liegt, egal ob groß oder klein, muss mit der Hand vorsichtig aufgenommen werden.
  • Der Findling sollte in einer mit Luftlöchern versehenen und mit Küchenkrepp oder einem Handtuch (kein Frottee!) ausgelegten Pappschachtel flach auf dem Bauch liegend abgesetzt werden. Schachtel mit Deckel versehen, damit sich der Segler bei einem Fluchtversuch nicht verletzt.
  • Den Vogel zunächst ruhig und dunkel unterbringen. Fütterungsversuche oder Wassergaben unbedingt unterlassen!  Es bestehen Erstickungsgefahr bzw. bereits bei einmaliger Fütterung mit falschem Futter irreversible Schäden, die längerfristig zum Tod des Vogels führen.
  • Sofort Kontakt mit mir aufnehmen unter griese.christa@web.de
  • Tiere mit schwerem Schädelhirntrauma oder Knochenbrüchen müssen möglichst schnell und mit Schmerzmittel behandelt werden. Sie können auch  direkt zur Taubenklinik in Essen gebracht werden.
  • Gefundene Mauersegler, bei denen ein Katzenkontakt nicht ausgeschlossen werden kann, müssen zudem umgehend mit Antibiotika behandelt werden. Aufnehmende Stelle bitte darüber informieren.

Warum fallen Mauerseglerküken häufiger aus dem Nest?

Die Nester sind eng und dunkel, befinden sich meist in Dachnähe und sind damit den zunehmenden sommerlichen Temperaturen ausgesetzt. Zur Abkühlung der Körpertemperaturen kriechen die Jungtiere zum Nestrand und können  dabei in die Tiefe fallen. Noch unbefiederte Jungtiere haben dann kaum eine Überlebenschance.

Was ist Ihrer Meinung nach der Grund für den deutlichen Rückgang der Mauerseglerpopulation in Bochum?

  1. Nistplatzverlust: Bei der energetischen Sanierung der Gebäudefassaden werden alle Schlupflöcher und damit Nistmöglichkeiten der Segler geschlossen.
  2. Klimawandel: Erhöhte Sommertemperaturen erhöhen die Sterblichkeit der Jungtiere (s.o.). Dazu kommt die zunehmende Konkurrenz um Nistplätze durch Stare. Aufgrund der milderen Winter verbleiben die Stare in den Städten und besetzen Nistplätze bevor die Segler Anfang Mai aus Afrika zurückkommen.
  3. Der Wanderfalke: Strenge Unterschutzstellung und Förderung dieser Greifvogelart führt zu einem Anstieg der Populationsstärke auch in den Städten und damit zu einem erhöhten Feinddruck auf die Segler.
  4. Nahrung: 2023 konnte bei den Jungvögeln eine ungewöhnliche hohe Anzahl an Gefiederschäden festgestellt werden. Sie werden damit nicht den langen Flug nach Afrika bewältigen können. Mangelernährung als Ursache liegt nahe. Es gilt nun zu klären, ob Nahrungsmangel und/oder Zusammensetzung und/oder Kontamination des Luftplanktons z.B. mit Pestiziden als Ursache in Frage kommen.

Frau Becker, wir danken für dieses Gespräch, Ihr Engagement für diese  Vogelart und wünschen Ihnen weiterhin viele erfolgreiche Erlebnisse mit „Ihren“ Seglern.

Kontaktadressen im Großraum Bochum: Christa Becker (griese.christa@web.de), Taubenklinik Essen  (0201 848390) und Wat ne Feder e.V. 

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