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Protestierende Bauern schaden ihren eigenen Interessen

Unter dem Motto „Land schafft Verbindung“ protestieren zur Zeit Bauern mit Traktoren gegen das „Agrarpaket“ der Bundesregierung, mit dem der Einsatz von Pestiziden in Naturschutzgebieten und die Ausbringung von Gülle etwas reduziert soll. Doch damit schaden die Bauern eigentlich nur sich selbst. In ihrem eigenen Interesse sollten sie sich eher dafür einsetzen, dass die Agrarsubventionen der EU – es geht hier immerhin um 5 Milliarden Euro pro Jahr – nicht mehr mit der Gießkanne ausgeschüttet werden. Vielmehr sollten diese Gelder gezielt dafür verwendet werden, dass weniger gedüngt wird, weniger Gülle das Trinkwasser belastet, weniger Unkrautvernichtungsmittel verwendet werden, weniger klimaschädliche Gase produziert werden, weniger Gifte das Insektensterben fördern. Also: Subventionen ja, aber für eine umweltverträgliche Landwirtschaft.

Foto von Myriam Zilles auf Pixabay

Die Bauernproteste kommentiert auch der neue NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger: „Die Sorgen von Landwirtinnen und Landwirten sind verständlich. Viele fühlen sich dem Preisdruck und steigenden Umweltanforderungen kaum gewachsen. Doch es bringt nichts, jetzt den Kopf in den Sand zu stecken. Die Umweltprobleme lassen sich nicht leugnen: Bestäuber verschwinden in Rekordtempo, die typischen Feldvogelarten sind dramatisch eingebrochen. Unser Grundwasser ist mit Nitrat belastet und die Klimabilanz der Landwirtschaft unverändert schlecht. Darüber müssen wir einen Dialog führen.

Die Bundesregierung muss jetzt für eine gerechtere Agrarpolitik sorgen, die Brücken schlägt statt weitere Gräben in der Gesellschaft zu reißen. Unsere Steuergelder müssen endlich bei jenen Landwirtinnen und Landwirten ankommen, die umwelt- und klimafreundlich produzieren wollen – von der Politik aber bislang Steine in den Weg gelegt bekamen. Rund 60 Milliarden Euro stehen hierfür pro Jahr in Brüssel bereit. Dieses Geld darf keine Turbo-Landwirtschaft mehr fördern. Es muss gerechter und nachhaltiger verteilt werden. Die Bundesregierung muss zudem faire Preise und Wettbewerbsbedingungen ermöglichen, regionale Vermarktung stärken und ausreichend Platz für die Artenvielfalt schaffen, in jedem Betrieb. Die künftige Agrarpolitik muss fair sein zu Landwirtinnen und Landwirten, Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern und den nächsten Generationen gleichermaßen. Das sollten wir alle einfordern.“

Mitte Dezember verhandelt Bundeskanzlerin Angela Merkel den EU-Haushalt und damit das Budget und den Kurs der europäischen Agrarpolitik für das kommende Jahrzehnt. „Wenn die Bundesregierung es dann wieder versäumt, für eine nachhaltige Landwirtschaft einzustehen, verdient sie die Proteste von Landwirtinnen und Landwirten wie Umweltschützerinnen und Umweltschützern“, so Krüger.

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