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Statt Petunien und Geranien – Tipps für den Ökobalkon

Statt Petunie und Geranie können naturbewusste Menschen auf dem Balkon genauso gut heimische Wildstauden einsetzen. Die ökologischen Vorteile liegen auf der Hand, denn heimische Pflanzen dienen jeder Menge Insekten als Futterplatz, Nistgelegenheit und Winterquartier.

Bild von Hans Braxmeier auf Pixabay

Die Balkongärtnerei scheint eine Domäne von Geranie und Petunie zu sein. Für die alljährliche Balkonblumennproduktion wendet die Gartenindustrie viel Energie und Gift auf. In hochgeheizten Gewächshäusern müssen junge Pflanzen schon im Winter der neuen Saison entgegenwachsen, um dann nach  einigen Blütenmonaten im Abfallkorb der Konsumgesellschaft zu landen. Doch gibt es, was  die Bepflanzung betrifft, nicht nur die exotische Variante. Naturbewusste Menschen können auf dem Balkon genau so gut heimische Wildpflanzen einsetzen.

Die ökologischen Vorteile liegen auf der Hand, denn die Palette heimischer Balkonpflanzen dient jeder Menge Insekten als Futterplatz, Nistgelegenheit und Winterquartier. Wildbienenforscher Paul Westrich hat festgestellt, dass auf dem Balkon einige Dutzend Wildbienenarten zuhause sein können. Auch Hummeln, Schwebfliegen und Schmetterlinge wie Zitronenfalter oder Taubenschwänzchen sind keine Ausnahme. Der Wildpflanzen-Balkon kann somit Startbasis für Artenvielfalt rund ums Haus sein. Die meisten herkömmlichen Balkonblumen sind für Insekten dagegen ziemlich nutzlos.

Wer sich für Wildpflanzen im Topf entscheidet, tut dies übrigens einmal, nicht jedes Frühjahr aufs Neue. Im Gegensatz zur herkömmlichen Balkonbepflanzung handelt es sich um eine Dauerbepflanzung mit mehrjährigen Arten, die auch winterfest sind. Sie bleiben die kalte Jahreszeit draußen stehen und trotzen Frost und Schnee. Von daher gesehen eignet sich der Wildpflanzen-Balkon besonders für bequeme Zeitgenossen, die es zwar schön haben wollen, aber auch noch anderes zu tun haben. Auch die Ästhetik eines Wildpflanzen-Kübels oder -Kastens erstreckt sich übers ganze Jahr. Während die exotischen Vettern – sofern sie nicht im Abfall landen –  im Keller überwintern, bietet der Wildpflanzenkübel immer noch seine Reize.

Für die Kübel und Kästen gilt: Je größer, je besser. Das größere Volumen hält nämlich bei längerer Trockenheit noch Feuchtigkeit und stellt automatisch mehr Nährstoffe und Wurzelplatz zur Verfügung. Käufliche Blumenerde eignet sich gar nicht, sie enthält hohe Torfanteile. Besser ist eine selbstgemachte Mischung, wobei jeder Gärtner sein eigenes Rezept hat. Sehr gut funktioniert eine Mischung aus einer Hälfte Sand und einer Hälfte Rindenhumus oder Grünkompost. Dauerhafte Pflanzungen brauchen frostharte Töpfe aus Ton, Plastik oder Metall.

Am besten und schnellsten gelingt die Bestückung mit vorgezogenen Wildstauden aus garantiert heimischer Bezugsquelle. Bei einjährigen Arten ist auch die Ansaat zu empfehlen. Die Pflege beschränkt sich auf gelegentliches Jäten. Bleiben die Gefäße im Winter draußen – das gilt für alle mehrjährigen Bepflanzungen –, muss auf gute Drainage geachtet werden. Gefrierendes, aufgestautes Wasser könnte sonst den Topf sprengen. Am besten ist es, Gefäße über den Winter auf Holzlatten erhöht aufzusetzen.

Wie und wie lange man Töpfe und Schalen, Kästen und Kübel, Tröge und Bottiche bepflanzt, hängt von der persönlichen Vorliebe ab. Man darf jahreszeitliche Blüteschwerpunkte setzen oder eine Bepflanzung mit längerem Blütenintervall wählen. In jedem Fall wird einem so einiges blühen: Artenreich und vielfältig, lebendig und immer interessant.

Reinhard Witt

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