Der Feuersalamander (Salamandra salamandra) ist aus der deutschen Amphibienfauna kaum wegzudenken. Obwohl die wenigsten Menschen die Gelegenheit hatten einen Feuersalamander in der Natur zu beobachten, ist der nachtaktive Waldbewohner wie keine andere Amphibienart als Sympathieträger zu sehen. Als Maskottchen einer deutschen Firma, Namensgeber einer herpetologischen Fachzeitschrift und als Gesicht zahlreicher Naturdokumentationen und -broschüren ist der Feuersalamander weit bekannt und erfreut sich großer Beliebtheit.
Als Lebensraum bevorzugt der Feuersalamander Laubmischwälder. Tagsüber sucht er Schutz unter Totholz, Steinen und in Mauerspalten; in milden, feuchten Nächten verlässt er sein Versteck. Im Gegensatz zu anderen heimischen Amphibienarten wandert der Feuersalamander zur Laichzeit nicht an Seen und Teiche, sondern setzt seine vollständig entwickelten Larven in Fließgewässer, meist kleine Waldbäche, ab. Ein weiterer Unterschied ist, dass pro Feuersalamanderweibchen im Durchschnitt nur etwa 30 Larven abgesetzt werden. Aufgrund der langen Lebenszeit der Salamander konnten die Bestände in Deutschland trotz der geringen Larvenanzahl in der Vergangenheit als stabil eingestuft werden. Zukünftig könnte ihnen jedoch ein großer Individuenverlust bevorstehen.
Seit 2010 wurden in den niederländischen Feuersalamanderpopulationen Massensterben beobachtet, die auf den neu beschriebenen Chytridpilz Batrachochytrium salamandrivorans (kurz: Bsal) zurückzuführen sind. Umgangssprachlich wird der Erreger auch „Salamanderfresser“ genannt, da bei einer Infektion Hautgeschwüre auftreten, die die empfindliche Haut der Salamander zerstört und innerhalb weniger Tage zum Tod der Tiere führt.
Inzwischen gilt die Einführung von Bsal über den Handel mit Amphibien aus Ostasien als bestätigt. Die dort heimischen Salamanderarten können sich ebenfalls mit dem Erreger anstecken, sterben jedoch nicht. Der Feuersalamander jedoch steht Bsal unvorbereitet gegenüber, was ihn sehr anfällig für die Krankheit macht. Seit den ersten Massensterben in den Niederlanden 2010 hat sich das Verbreitungsgebiet des Pilzes stetig ausgedehnt, so dass dieser bereits den Sprung über die deutsche Grenze geschafft hat und 2017 erstmals bei einer Salamanderpopulation im Essener Stadtwald nachgewiesen wurde. Problematisch ist die besonders leichte Weiterverbreitung des Erregers, da dieser selbst im Sohlenprofil der Schuhe weitergetragen werden kann. Bei einem Gebietswechsel z.B. am selben Tag hilft nur die Reinigung und Desinfektion oder eine zweite Ausrüstung sicher vor der weiteren Verschleppung des Pilzes.
Ein groß angelegtes Monitoringprojekt des Bundesamtes für Naturschutz und den Universitäten Braunschweig und Trier soll die Verbreitung des Erregers in Deutschland untersuchen. Hierzu werden Hautabstriche von den Feuersalamandern genommen und im Labor analysiert. Im Zuge dieser Untersuchungen wurde Bsal in diesem Jahr erstmals auch in Bochum nachgewiesen. Betroffen sind die Waldgebiete Lottental und Klosterbusch.
Nach Batrachochytrium dendrobatidis (kurz: Bd) könnte nun das zweite große Amphibiensterben, ausgelöst durch Bsal, bevorstehen.
Um auch zukünftig auf dem neusten Stand zu bleiben, was das Ausbreitungsgebet von Bsal betrifft, bitten wir Sie sich bei einem Feuersalamanderfund zu melden, damit auch von diesem Tier eine Probe genommen und untersucht werden kann. Nur so kann zukünftig eine Strategie zum weiteren Schutz des Feuersalamanders ausgearbeitet werden.
Kontakt: Mathias Krisch, 0234 / 5 47 47 00 oder vorstand@NABU-Bochum.de.
Weitere Infos beim NABU: Salamanderfresser – Tödlicher Amphibienkeim.
Diesen Beitrag hat uns Larissa Seufer zur Verfügung gestellt. Vielen Dank! Zu Ihrer Person schreibt sie:
Ich habe Biologie an der Ruhr-Universität Bochum studiert und im September 2018 dort meinen Abschluss zum Bachelor of Science gemacht.
In meiner Abschlussarbeit „Untersuchungen zu Populationsgröße, Wanderdynamik und Ablaichverhalten des Feuersalamanders (Salamandra salamandra) im Lottental, Bochum“ habe ich eine Feuersalamanderpopulation südlich der Ruhr-Universität untersucht. Im Rahmen dieser Arbeit wurden auch Proben von den erfassten Feuersalamandern genommen, die in ein bundesweites Monitoringprojekt zu Bsal einfließen. Die Proben wurden in den Universitäten Trier und Braunschweig auf den Erreger untersucht.
Diese Arbeitsgruppe hat ihrerseits Ende 2018 ihre bis dahin gesammelten Ergebnisse in einem Paper mit dem Namen „First report of host co-infection of parasitic amphibian chytrid fungi“ (LÖTTERS et al. 2018) veröffentlicht.
Quellen:
DALBECK et al. (2018): Die Salamanderpest und ihr Erreger Batrachochytrium salamandrivorans (Bsal): aktueller Stand in Deutschland. In: Zeitschrift für Feldherpetologie. 25. 1 – 22.
FELDMANN, Rainer (1964): Ökologie und Verbreitung des Feuersalamanders, (Salamandra salamandra), in Westfalen. In: Bonner zoologische Beiträge. Jg. 15. Heft 1/2.
LÖTTERS, S. und WAGNER, N. (2017): Hygieneprotokoll zur Verhinderung der Übertragung von Krankheitserregern (v.a. Batrachochytrium salamandrivorans, B. dendrobatitis, Ranavirus) zwischen Amphibienpopulationen.
LÖTTERS et al. (2018): First report of host co-infection of parasitic amphibian chytrid fungi. In: Salamandra. 54(4). 287 – 290.
MARTEL et al. (2013): Batrachochytrium salamandrivorans sp. Nov. causes lethal chytridiomycosis in amphibians. In: PNAS. 110. 38. 15325 – 15329
NGUYEN et al. (2017): Trade in wild anurans vectors the urodelan pathogen Batrachochytrium salamandrivorans into Europe. In: Amphibia-Reptilia. 38. doi: 10.1163/15685381-00003125. 554 – 556
THIESMEIER, B. und GROSSENBACHER, K.: Salamandra salamandra (Linnaeus, 1758) – Feuersalamander. In: Handbuch der Reptilien und Amphibien Europas: Schwanzlurche IIB. Edited by Thiesmeier, B., Grossenbacher, K. Wiesbaden, Aula Verlag; 2004: 1059 – 1132.
THIESMEIER, B. & DALBECK, L. (2011): Handbuch der Amphibien und Reptilien Nordrhein-Westfalens. Band 1. Bielefeld. Laurenti-Verlag. Kapitel 3.1.