NABU Bochum » Wiesenschlüsselblume – Primula veris

Wiesenschlüsselblume – Primula veris

In früheren Zeiten kannte diesen Frühlingsboten wohl jedes Kind. Die Wiesenschlüsselblume wurde auch gerne „Himmelsschlüsselchen“ genannt. Heute in Zeiten überdüngter Wiesen und bereinigter Waldränder, findet man sie nicht mehr so häufig. Das mag sie nämlich überhaupt nicht. Sie bevorzugt Halbtrockenrasen, Magerrasen, kalkreiche Böden und lichte Waldränder. Ihre Schwester, die Hohe Schlüsselblume (Primula elatior), mag eher feuchte Böden. Auch sie findet man wild wachsend nur noch selten in unserer Region. Beide haben leuchtend gelbe Blüten. Wobei die Wiesen­schlüssel­blume intensiver gelb gefärbt ist und man kann deutliche orange farbene „Bäckchen“ erkennen. Das sind sogenannte Saftmale, die den Insekten den Weg zur Nektarquelle zeigen sollen. Fehlen diese, ist die Quelle versiegt und die Insekten wissen, dass bei dieser Blüte nichts mehr zu holen ist. Ein weiteres Unterscheidungs­merkmal sind die Kelchblätter. Die sind bei der hohen Schlüsselblume eng anliegend (mit der Blüte verwachsen), während sie bei der Wiesenschlüsselblume wie bei einer ‚Marlene-Hose‘ um die Blüte flattern.

Junge Blätter schmecken etwas scharf nach Anis und können in Wildkräuter-Mischungen verwendet werden. Die Blüten (mit Kelch) sind eine wunderschöne essbare Deko. Zusammen mit Huflattichblüten, Veilchenblüten und ganz jungen Birkenblättern kann man einen Tee zubereiten, der beruhigend auf Hals und Bronchien wirkt.

In der freien Natur aber bitte nur sehr achtsam ernten und nur, sollte man das Glück haben, einen größeren Bestand an Schlüsselblumen anzutreffen. Man kann sie aber auch gut im Garten anpflanzen. Sie bilden Wurzelstöcke (Rhizome) und vermehren sich zahlreich, wenn ihnen der Standort gefällt und sie nicht vor der Aussamung gemäht werden.

In alten Kräuterbüchern findet sich noch der Name Primula officinalis. Das deutet darauf hin, dass sie in Apotheken verwendet wurde. Allerdings nahm man zur Bereitung eines Tees den getrockneten Wurzelstock (Radix = Wurzel), da die schleimlösende Wirkung intensiver ist.

Unbedingt probieren sollte man den Gute-Laune-Trunk nach Ursel Bühring: Je eine Handvoll frisch gesammelter Blüten von Schlüsselblume, Veilchen und Gänseblümchen in einen Topf geben und mit 3/4 l gutem trockenen
Weißwein zum Sieden bringen. Bevor die Mischung zu kochen beginnt, den Topf vom Herd nehmen und 10 Min. ziehen lassen, abfiltern und kühl stellen. Genau das Richtige für eine Frühjahrskur: mittags und abends ein Likörgläschen voll genießen.

Verwendete Literatur

  • Alles über Heilpflanzen (Ursel Bühring)
  • Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen (Fleischhauer/Guthmann/Spiegelberger)

Weitere Kräuter-Infos von Martina Mohöfer finden Sie unter Projekte – Wildkräuter.